Warum industrielle Präzision plötzlich nach Zukunft klingt und wo Bauherr:innen genauer hinschauen sollten.
Modulares Bauen ist wie ein Baukasten aus der Kindheit:
Schnell, sauber, präzise und am Ende steht (hoffentlich) das, was man geplant hat.
Doch so wie beim echten Baukasten gilt: Die Idee funktioniert nur, wenn die Teile wirklich zusammenpassen. Und genau hier entscheidet sich, ob modulares und serielles Bauen die Antwort auf den Wohnraummangel ist, oder nur der nächste große Hype im Betonkleid.
Beim modularen Bauen werden Gebäude aus vorgefertigten Raumeinheiten (Modulen) zusammengesetzt.
Beim seriellen Bauen geht es um standardisierte Bauteile, die sich industriell wiederholen lassen - bspw. Wände, Decken oder Fassadenelemente.
Das Ziel: Kosten senken, Bauzeit verkürzen und Qualität sichern.
Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) kann der Einsatz modularer und serieller Bauweisen insbesondere im Wohnungs-, Schul- und Klinikbau erhebliche Zeit- und Kostenvorteile bringen, da viele Prozesse parallelisiert und standardisiert ablaufen können.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) sieht großes Potenzial:
Vorfertigung ermöglicht präzisere Planung, geringeren Materialverbrauch und eine konstant hohe Bauqualitätunter kontrollierten Produktionsbedingungen.
Aber: Die Effizienzgewinne kommen nur dann zum Tragen, wenn das Projekt frühzeitig auf modulare Prozesse ausgelegt wird und nicht erst, wenn der Rohbau schon geplant ist.
1. Schneller zum Ergebnis
Wetterunabhängige Fertigung in der Halle spart Zeit: Solange auf der Baustelle noch die Fundamente gelegt werden, entstehen in der Fabrik bereits ganze Bauelemente. In Projektvergleichen wurde gezeigt, dass modulare Bauweisen durchschnittlich Zeitgewinne von 20 % bis 50 % gegenüber konventionellem Bauen erzielen können.
2. Kalkulierbare Kosten
Serielle Prozesse verringern unvorhersehbare Preissteigerungen. In einer Untersuchung zu 17 modularen Bauprojekten konnte im Schnitt eine Kostensenkung von etwa 16 % gegenüber herkömmlichem Bauen beobachtet werden.
Auch die McKinsey-Analyse „Modular Construction: From Projects to Products“ spricht davon, dass durch modulare Verfahren Kostenreduktionen von bis zu 20 % möglich sind – unter idealen Voraussetzungen.
3. Weniger Bauabfall, mehr Nachhaltigkeit
Die präzise Fertigung reduziert Verschnitt und Materialverschwendung. Zudem lassen sich viele Module nach deren Nutzungsdauer demontieren und wiederverwenden – ein zentraler Aspekt des zirkulären Bauens.
4. Standardisierung schafft Qualitätssicherung
Gleichbleibende Produktionsbedingungen erleichtern die Überwachung von Qualität und Standards – etwa im Rahmen von Zertifizierungen wie DGNB oder BNB.
Die DGNB hat z. B. Kriterien zur Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit von Bauteilen festgelegt, die in modularen Systemen besonders zur Geltung kommen.
1. Individualität bleibt auf der Strecke
Serielle Systeme stoßen dort an Grenzen, wenn Architektur mehr sein soll als Raumverteilung – etwa bei ungewöhnlichen Grundstücksformen, ausgefallenen Entwürfen oder starkem Wunsch nach „Charakter“. Der Fachbeitrag „Serielles und modulares Bauen – Vor- und Nachteile“ weist darauf hin, dass modulare Verfahren weniger Freiheit bei architektonischen Anpassungen lassen.
2. Logistik und Schnittstellen als knifflige Disziplin
Die Koordination zwischen Fertigungswerk, Transport und Montage ist komplex. In der deutschen Diskussion wird insbesondere der Transport großer Module als Hürde genannt – teilweise wegen Straßen- und Zugänglichkeit, teils wegen zeitlicher Puffer (z. B. in der Darstellung „Modulbauweise im Blick“ bei ibau).
3. Hohe Anfangsinvestitionen
Serielle Fertigung amortisiert sich meist erst bei großen Stückzahlen. In Einzelfällen bzw. kleineren Projekten sind die Fixkosten für Planung, Lagerung und Logistik im Verhältnis groß, sodass der Kostenvorteil oft nur gering ausfällt. Das Econstor-Paper „Chancen und Risiken von seriellem und modularem Bauen“ nennt genau solche Effekte – Investitionskosten und Skaleneffekte als kritische Faktoren.
4. Fehlende Normung & eingeschränkte Akzeptanz
Ein häufig genanntes Hemmnis: Das Fehlen einheitlicher Normen und genehmigungsrechtlicher Anpassungen für modulare Systeme. Im Bundestags-Sachstand „Serielles und modulares Bauen im Gebäudesektor“ wird explizit auf die Herausforderung hingewiesen, dass Genehmigungsstellen und Landesbauordnungen modularen Verfahren noch nicht genug angepasst sind.
Auch im Zukunftsforum wird ausgeführt, dass bundesländerübergreifende Differenzen in Landesbauordnungen (LBO) ein barrierebildender Faktor sind.
Wie bei Nachhaltigkeit gilt auch hier: Nicht jedes Label hält, was es verspricht.
Auf folgende Punkte solltest du achten:
Versprechen |
Kritische Nachfrage |
„Wir bauen komplett modular.“ |
Welche Module genau? Tragend oder nur Innenausbau? |
„Das spart automatisch Kosten.“ |
Ab welcher Stückzahl und bei welchen Typen? |
„Nachhaltig durch Vorfertigung.“ |
Welche Materialien werden eingesetzt? Sind sie rückbaubar? |
„Das System ist flexibel.“ |
Lassen sich Grundrisse wirklich anpassen oder nur spiegeln? |
Modulares und serielles Bauen ist kein Allheilmittel – aber ein starkes Werkzeug.
Die entscheidende Frage lautet also nicht ob, sondern wofür:
Für Kindergärten, Schulen, Wohnheime oder temporäre Bauten kann es ein echter Gamechanger sein. Für komplexe, individuelle Projekte bleibt klassische Planung weiterhin das Maß der Dinge.
Bei BRIXNER sehen wir in modularen Konzepten eine Chance für Effizienz und Qualität, aber nur, wenn sie früh, bewusst und architektonisch klug integriert werden.
Denn am Ende zählt nicht, wie schnell gebaut wurde, sondern wie gut das Ergebnis funktioniert und wirkt.
Wer modular denkt, muss ganzheitlich planen. Und wer von Anfang an die richtigen Fragen stellt, baut zukunftsfähig!
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ÜBER DEN AUTOR
Hi, ich bin Clemens!
Ich bin Architekt, Projektsteuerer und Gründer von BRIXNER DESIGN. Seit über 15 Jahren begleite ich Bauprojekte – immer mit dem Blick fürs große Ganze: von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung. Gestaltung und Wirtschaftlichkeit gehören für mich dabei untrennbar zusammen.
Was mich besonders begeistert? Die Rolle an den Schnittstellen. Genau hier entstehen oft die größten Herausforderungen, aber auch die spannendsten Chancen. Deshalb unterstütze ich Architekten seit über 10 Jahren in ihrer Weiterentwicklung, damit auch sie Projekte aktiv mitgestalten und steuern können.
Ich bin DVP-ZERT® Projektsteuerer für die Bau- und Immobilienwirtschaft, Dozent im IHK-Zertifizierungslehrgang der Akademie Ostbayern, Coach und Consultant für Bauherren und komplexe Bauvorhaben.
Außerdem arbeite ich als Systemwise® Consultant, um Komplexität und Disruption systemisch zu verstehen und bewusst zu steuern.
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© Clemens Brixner, BRIXNER DESIGN 2025
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