Zwischen Greenwashing und echter Nachhaltigkeit - was Bauherren wissen müssen

Warum Nachhaltigkeit mehr ist als ein Grünsiegel und wie du als Bauherr*in echte Wirkung erzielst.

 

Nachhaltigkeit ist wie ein Avocado-Toast 🥑 

Sieht grün aus, macht satt - aber nur, wenn man weiß, was drinsteckt. Und genau wie beim Toast lohnt sich auch beim Bauprojekt ein zweiter Blick unter die schöne Oberfläche.

 

Denn: Nachhaltigkeit ist in der Baubranche angekommen. Jedes zweite Projekt wird inzwischen als “nachhaltig” vermarktet. Doch was heißt das eigentlich konkret? Und woran erkennst du, ob dein Bauvorhaben wirklich nachhaltig ist, oder nur so aussieht?

 

 

Dieser Artikel bringt ein wenig Licht ins Dunkel zwischen echtem Impact und schön klingenden Versprechen. 

 

Nachhaltigkeit: Buzzword oder Bekenntnis?

 

Der Begriff “nachhaltig” wird mittlerweile inflationär genutzt. Ob beim Dämmstoff, der Fensterwahl oder in der Projektbroschüre - überall prangt das Versprechen, etwas Gutes für Umwelt und Gesellschaft zu tun. Das Problem: Es gibt keine einheitliche Definition für Nachhaltigkeit im Bau. Fast alles lässt sich als “nachhaltig” verkaufen, solange man es nur geschickt formuliert.

 

Das führt zu Greenwashing - dem Versuch, einem Projekt durch Marketing ein grünes Image zu geben, ohne dass echte Ökobilanz dahintersteht.

 

Was ist Greenwashing im Bauwesen?

 

Laut UBA (Umweltbundesamt) spricht man von Greenwashing, wenn Aussagen zur Umweltfreundlichkeit nicht belegt oder nachweislich falsch sind. Im Baubereich bedeutet das zum Beispiel:

 

  • Verwendung “natürlicher” Materialien ohne Herkunftsnachweis
  • Labels oder Zertifikate ohne unabhängige Prüfung
  • Beton mit “recyceltem Anteil” bei gleichzeitiger hoher CO2-Bilanz
  • Kompensation statt Reduktion von Emissionen

 

❗Kurz gesagt: Nachhaltigkeit wird gern versprochen, aber oft nicht gelebt.

 

Oder wie wir in Projekten manchmal hören:

 

“Na klar, das ist alles nachhaltig. Steht ja auf dem Flyer.”

“Ok. Und was genau ist nachhaltig?”

“Na…das Logo ist jetzt grün?”

 

Was bedeutet echte Nachhaltigkeit beim Bauen?

 

♻️ Echte Nachhaltigkeit orientiert sich am Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Soziokulturellem. Das ist zum Beispiel im Bewertungssystem der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) fest verankert.

 

Konkrete Kriterien hierzu sind:

 

  • Ökologische Qualität: Ressourcenschonung, geringe Emissionen, Recyclingfähigkeit
  • Ökonomische Qualität: Lebenszykluskosten, Instandhaltungsfreundlichkeit
  • Soziokulturelle Qualität: Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit, Nutzerkomfort
  • Technische Qualität: Energieeffizienz, Schallschutz, Brandschutz
  • Prozessqualität: Planungstransparenz, Dokumentation, Nutzerbeteiligung

 

Besonders wichtig ist: Nachhaltigkeit beginnt nicht bei der Materialwahl, sondern in der Planung. Schon in der frühen Phase werden die Weichen gestellt, ob ein Projekt nachhaltig gedacht ist oder nicht 🏗️

 

Warum das Bauherrenwissen entscheidend ist

 

Viele Bauherr:innen verlassen sich auf die Aussagen ihrer Planer:innen, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Doch gerade in der Frühphase lohnt es sich, gezielte Fragen zu stellen:

 

  • Wurde eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt?
  • Wie hoch ist die graue Energie des Projekts?
  • Gibt es eine DGNB-, BNB- oder LEED-Vorzertifizierung?
  • Wie wird mit Rückbau und Recycling am Lebensende umgegangen?

 

🧐 Nur wer diese Themen aktiv einfordert, bekommt belastbare Antworten.

 

Oder anders gesagt: Wer am Anfang die falschen Fragen stellt, bekommt am Ende ein Projekt, das aussieht wie “Green”, sich aber anfühlt wie ein billig gefärbter Baucontainer.

 

Checkliste: So erkennst du Greenwashing

 

Versprechen

Kritische Nachfrage

“Wir verwenden nachhaltige Materialien.”

Welche Materialien genau? Woher stammen sie? Gibt es Zertifikate?

“Das Gebäude ist klimaneutral.”

Wie wurde das berechnet? Wird kompensiert oder reduziert?

“Wir planen mit Holz.”

Ist es regional? FSC- oder PEFC-zertifiziert? Wie sieht der Brandschutz aus?

“Wir nutzen Recycling-Beton.”

Wie hoch ist der Recyclinganteil? Wie wird der CO2-Ausstoß bilanziert?

 

Nachhaltigkeit bedeutet auch weniger bauen

 

 

Ein besonders ehrlicher und nachhaltiger Ansatz kann manchmal sein: nicht neu zu bauen, sondern umzunutzen, zu erhalten oder kleiner zu denken.

 

  • Kann eine Bestandsimmobilie reaktiviert werden?
  • Braucht es wirklich diese Flächenversiegelung?
  • Könnte das Projekt ressourcensparender geplant werden?

 

In unserer Arbeit begegnen wir regelmäßig Projekten, bei denen die ehrlichste Entscheidung wäre: Weniger ist mehr 🧱

 

Aber diese Entscheidung trifft sich nicht in Hochglanzpräsentationen, sondern im offenen Dialog mit allen Beteiligten.

 

Fazit: Du musst kein Nachhaltigkeitsexperte sein, solltest aber die richtigen Fragen stellen

 

Greenwashing erkennst du nicht an der Farbe des Logos, sondern an der Transparenz der Aussagen. Wer nachhaltig baut, kann seine Entscheidungen belegen und vor allem erklären. Wer nur so tut, flüchtet sich in Floskeln.

 

Als Bauherr*in musst du nicht alles wissen, aber du solltest ein gutes Gespür dafür entwickeln, wo du nachhaken musst.

 

Bei BRIXNER begegnen wir dem Thema Nachhaltigkeit nicht mit Missionarsblick, sondern mit Pragmatismus, Transparenz und einer gesunden Portion Skepsis.

 

Wir glauben: Wer klare Fragen stellt, bekommt ehrliche Antworten. Und wer bereit ist, frühzeitig anders zu denken, kann Projekte schaffen, die nicht nur grün aussehen, sondern auch so wirken.

 

Lust auf ein Projekt, das nicht nur nachhaltig aussieht, sondern es auch ist?

 

Dann lass uns darüber sprechen, wie echte Nachhaltigkeit schon in der Projektidee verankert werden kann.

 

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ÜBER DEN AUTOR

Autor

Hi, ich bin Clemens!

Ich bin Architekt, Projektsteuerer und Gründer von BRIXNER DESIGN. Seit über 15 Jahren begleite ich Bauprojekte – immer mit dem Blick fürs große Ganze: von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung. Gestaltung und Wirtschaftlichkeit gehören für mich dabei untrennbar zusammen.

Was mich besonders begeistert? Die Rolle an den Schnittstellen. Genau hier entstehen oft die größten Herausforderungen, aber auch die spannendsten Chancen. Deshalb unterstütze ich Architekten seit über 10 Jahren in ihrer Weiterentwicklung, damit auch sie Projekte aktiv mitgestalten und steuern können.

Ich bin DVP-ZERT® Projektsteuerer für die Bau- und Immobilienwirtschaft, Dozent im IHK-Zertifizierungslehrgang der Akademie Ostbayern, Coach und Consultant für Bauherren und komplexe Bauvorhaben.

Außerdem arbeite ich als Systemwise® Consultant, um Komplexität und Disruption systemisch zu verstehen und bewusst zu steuern.

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